Stein ist mein bildhauerischer Schwerpunkt, vor allem sächsischer Sandstein und italienischer Marmor. Ich gehe meistens über das unmittelbare Arbeiten und ohne gedankliches Konzept an den Stein heran. Die Form entsteht während des Arbeitsprozesses aus meinem Inneren, sie bildet sich beim Arbeiten allmählich heraus. Nach meinem Empfinden kommt im Stein Unbewusstes zum Ausdruck, ich übertrage innere Bilder, Befindlichkeiten und Gefühle in eine äußere Gestalt.

Ich bin zur Bildhauerei gekommen, weil ich immer wieder das Gefühl hatte, etwas durchbrechen zu müssen – die Kraft, Inneres gegen Widerstände zu befreien, hat mich zur Bildhauerei geführt. Beim Beschlagen des Steins werde ich befeuert durch sein Inneres. Während ich an ihm arbeite, verbinde ich mich mit ihm. Der Stein selbst zwingt mich zu einer Ausdrucksform. Ich stehe mit dem Stein in Verbindung, weil das, was ich mit ihm tue, gleichzeitig in mir vorgeht. Ich bringe seinen Herzschlag in Gang und daraus entsteht neues Leben. Ich zerschlage etwas, das wie ein Käfig wirkt, und so befreie ich das Wesen des Steins. Der Stein öffnet sich mir, die Form kommt von allein, ich befreie eine Botschaft. Ich befreie etwas im Stein, wie auch in mir.

Wenn es gelingt, etwas Heiles zu erschaffen, bin ich erfüllt und voller Freude. Aber zu Beginn weiß ich das noch nicht, es könnte auch bei Splittern, Zerschlagenem und Zerstörtem bleiben. Ein innerer Zorn, eine Leidenschaft treiben mich an, etwas aus dem Stein zu befreien, das mit mir zu tun hat. 

„In einer guten Skulptur müssen Barbarei und Kultur sich vereinen, beide einzigartige Elemente in einem Kunstwerk.“ Fritz Wotruba

 

 

Manfred M. Bonewitz entwickelt seine Formen in Sandstein und Marmor von Innen: im Arbeitsprozess, in der Auseinandersetzung mit dem Material, seinen Maßen und seinem Widerstand. Dabei entstehen im wahrsten Sinne „entwickelte Formen“ – weich geschwungen, mal blütenähnlich, mal eckig entfaltet. Die entwickelten Skulpturen haben eine in sich ruhende und harmonische Wirkung. Trotz der Dynamik der entwickelten Form sind sie zentriert, wie etwa in der Skulptur „Fluss des Lebens“ zu beobachten ist. So entsteht ein Spannungsverhältnis zwischen Dynamik und Zentrierung – zwischen Bewegung und Ruhe.

Ilonka Reiner